HTTPS: Neuer Sicherheitsstandard dank kostenloser SSL Zertifikate von Let’s Encrypt™?
Let’s Encrypt möchte mit seinen kostenlosen SSL Zertifikaten das Netz demokratisieren und persönliche Daten besser schützen – und setzt damit deutsche Hoster unter Druck.
Seit Mai 2016 bietet die gemeinnützige Let’s Encrypt Initiative aus San Francisco kostenlose SSL Zertifikate an. Das Projekt, unter Federführung der Internet Security Research Group (ISRG), hat sich die Einführung eines SSL für Jedermann auf die Fahnen geschrieben.
Let’s Encrypt stellt einen erfolgversprechenden Ansatz dar, kostenlose SSL Zertifikate flächendeckend am Markt zu etablieren. Denn neben Branchengrößen wie Facebook, Chrome, Mozilla und Linux, gehören auch WordPress Unternehmen, wie Automattic, zu den Sponsoren. Diese Rückendeckung verschafft den Zertifikaten einen hohen Vertrauensvorschuss. Dieser ist auch nötig, denn Let’s Encrypt stellt lediglich domainvalidierte Zertifikate aus, bei denen keine persönliche oder institutionelle Identifikation nötig ist.
Sicherheit, SEO, Ladezeit – die drei größten Vorteile von SSL Zertifikaten
Ein kostenloses SSL Zertifikat von Let’s Encrypt bietet jedem Websitebetreiber klare Vorteile. Neben dem Sicherheitsaspekt, also der Verschlüsselung personenbezogener Daten, ist hier insbesondere der SEO-Vorteil zu nennen. Ein SSL Zertifikat ist eines der wenigen Kriterien von denen man mit Sicherheit weiß, dass sie einen Einfluss auf das Google Ranking haben – zumindest, wenn man Googles eigener Aussage aus dem Jahr 2014 Glauben schenken darf.
Zudem bringt ein SSL Zertifikat, egal ob kostenlos oder kostenpflichtig, entgegen der landläufigen Meinung, einen Geschwindigkeitsvorteil. Zwar braucht die Seite etwas länger, um sich mit dem Webserver zu verbinden und die SSL Schlüssel auszutauschen, doch geht das Laden von Dateien im Anschluss, dank HTTP/2, deutlich schneller.
Kostenloses SSL setzt Hoster unter Zugzwang
Diese Vorteile möchte natürlich jeder Webseitenbetreiber für sich nutzen, besonders wenn sie oder er das SSL Zertifikat kostenlos erhält. Hostingunternehmen sind somit gezwungen auf den Trend zum kostenlosen SSL Zertifikat zu reagieren.
Einige Hoster, wie All-Inkl und RAIDBOXES haben die Möglichkeit Let’s Encrypt Zertifikate auszustellen, direkt in ihre Bedienoberflächen integriert.
Viele andere haben die Möglichkeit geschaffen die kostenlosen SSL Zertifikate aus San Francisco händisch auf ihren Servern einzurichten. Allerdings teils nur unter bestimmten Voraussetzungen. Hierzu gehört zum Beispiel Strato.
Andere, große Hoster, wie 1&1 und Mittwald, bieten eine andere Möglichkeit, um an ein kostenloses SSL Zertifikat zu kommen. In bestimmten Tarifen sind diese inklusive, stammen jedoch nicht von Let’s Encrypt, sondern den jeweiligen Kooperationspartnern. Dies erfüllt denselben Zweck, unterstützt jedoch nicht den hehren Gedanken hinter Let’s Encrypt.
Umsetzung des neuen Standards ist für Webseitenbetreiber wichtig
Die Auswirkungen eines möglichen neuen Standards werden sich in Zukunft deutlich abzeichnen. Denn nicht nur hat Google mehrfach anklingen lassen, dass unverschlüsselte Seiten in Zukunft wohl von Chrome abgestraft werden könnten. Auch ist die Einrichtung eines SSL Zertifikats eine gute Möglichkeit, die Abmahngefahr der eigenen Seite zu verringern. Denn laut §13 Abs. 7 des Telemediengesetzes (TMG) ist jeder Seitenbetreiber dazu verpflichtet seine Seite gegen die “Verletzung des Schutzes personenbezogener Daten” zu sichern. Dies ist bereits dann nötig, wenn auf der Seite ein Kontaktformular verwendet wird.
Das kostenlose SSL von Let’s Encrypt hat noch einen weiteren Vorteil: es erhöht nicht nur das Sicherheitsbewusstsein der Betreiber, sondern fördert auch die Einführung neuer Technologien, wie dem HTTP/2 Standard.
Daher ist es essentiell, dass Hostingunternehmen den Schritt hin zu kostenlosen SSL Zertifikaten gehen, und es jedem Kunden ermöglichen, eine sichere Webseite zu betreiben. Glücklicherweise deutet vieles darauf hin, dass die deutsche Hostinglandschaft hier bereits auf einem guten Weg ist.
Autor: Torben Simon Meier
Torben ist Internetunternehmer, gelernter Designer und Gründer von RAIDBOXES, einem spezialisierten WordPress Hoster aus Münster. Er arbeitet seit Jahren mit WordPress und liebt es für seine schier unendlichen gestalterischen und funktionalen Möglichkeiten.